Der Starter-Berater: Gründer-Spirit und Versicherung – wie finde ich, was wirklich wichtig ist? - Kulister

Der Starter-Berater: Gründer-Spirit und Versicherung – wie finde ich, was wirklich wichtig ist?

Die konservative Risikovermeidung ist – im Klischee gesprochen – so in den Deutschen verwurzelt wie der Gartenzwerg und die Kehrwoche. Ferner ergibt sich aus der rechtlichen Regulierung der Versicherungsvermittlung, dass leider vom Produkt zum Problem gedacht wird, und nicht umgekehrt.

Als Gründer steht man nun vor dem Dilemma, herauszufinden, was wirklich wichtig ist und was eben nicht nur grundsätzlich wichtig, aber eben konkret auf sich selbst bezogen vielleicht aus anderen Gründen eben doch nicht wichtig ist.

Am besten ist es, an dem Grundsatz „vom Problem zur Lösung“ anzuknüpfen und sich anzusehen, was wirklich abgesichert werden muss. Beispielsweise ist eine Frage der Haftung stets eine abzusichernde Frage. Wie diese Absicherung aussieht, hängt dabei davon ab, was Gegenstand der Unternehmung ist. Die klassische Betriebshaftpflichtversicherung baut dabei traditionell auf den Bausteinen „Absicherung von Personenschäden und Sachschäden“ an. Die Vermögensschäden wurden erst später hinzugefügt, dabei meist aber stiefmütterlich behandelt. Wenn meine Unternehmung nun zum Gegenstand hat, Möbel herzustellen, so ist in der Tat die Absicherung von Personenschäden durch Verletzungen bei Materialmängeln ein ganz wesentlicher Punkt. Betreibe ich als FreelancerIn  nun eine Webagentur, so stellt sich doch die Frage, welche Personenschaden ich verursachen kann. Jedoch ist für sie die Frage, was eigentlich passiert, wenn ich Kundendaten verliere oder ein Fehlverhalten nach der Datenschutzgrundverordnung anzulasten ist, ein ganz zentraler Punkt.

Dies zeigt den Grundsatz „vom Problem zur Lösung“ – eine Analyse, was eigentlich der genaue Bedarf ist, anstatt pauschal von der Notwendigkeit einer entsprechenden Haftpflichtversicherung auszugehen. Und gerade im obigen Beispiel wird es dann rasch interessant: Welche Gesellschaft bietet mir die besten Bedingungen, gerade in Fragen des Datenschutzes und der Vertragsstrafen? Wer hier schnell sagt: Das geht nicht abzusichern, der sei eventuell schnell eines Besseren belehrt.

Eine weitere interessante Absicherung kann die Rechtsschutzversicherung sein. Hier ist zwar zu beachten, dass ausbleibende Kundenzahlungen nur unter speziellen Voraussetzungen mitversichert werden können. Ferner ist gerade bei der Rechtsschutzversicherung der Teufel oft im Detail: Sind internetbezogene Streitigkeiten überhaupt versichert und wenn ja, in welchem Umfang? Dies ist keinesfalls immer gegeben, ferner verwirren manche Tarife mit Zusätzen „Internetrecht“, wenn sie teils nur sehr rudimentäre Absicherungen bei Streitigkeiten haben, die sich im Internet-Vertragsrecht oder Datenschutzrecht befinden. Auch hier ist es so, dass man alles Mögliche versichern kann, aber eben ein genau auf die Konstellation zugeschnittene Lösung dringend Not tut.

Oft liest man dann weiter, was alles für Gründer noch wichtig sei – von der Berufsunfähigkeitsversicherung, der Altersvorsorge, der Inhaltsversicherung (der Hausratversicherung für Gewerbe) etc. etc. etc.

Obgleich auch hier nicht von der Hand zu weisen ist, dass jede Versicherung für sich gesehen sehr gut und sehr sinnvoll ist, sollte abgestuft entschieden werden. Denn realiter werden die finanziellen Rahmen oftmals nicht dazu da sein, um sämtliche Versicherungen samt und sonders abzuschließen. Ein möglicher Fahrplan: Schauen, was gesetzlich welche Auswirkungen hat. Eine drohende Rentenversicherungspflicht für Selbständige könnte man eventuell mit einer eigenständigen, korrekt darauf zugeschnittenen Basisrentenversicherung abwehren und damit dauerhalt bis zu 700 EUR im Monat an Einsparung (!) generieren. Das könnte situativ dann wichtiger sein als eine andere, auch eigentlich sinnvolle Versicherungsform.

Für alle Versicherungen wichtig: Genau so fluide, wie sich jede Gründung gestalten wird, soll auch die jeweilige Versicherung angepasst werden können.